Um wahrhaftig klimafreundlich zu leben, müssen sich viele Bereiche unseres alltäglichen Lebens grundlegend ändern. Wie wir uns fortbewegen, woher wir Strom beziehen, was wir konsumieren…, die Liste ist lang. Was allerdings die wenigsten wissen: auch die Art und Weise wie wir auf Toilette gehen, muss sich ändern.
Kaum jemand macht sich Gedanken darüber, was mit unseren Ausscheidungen passiert. Kein Wunder, wir müssen uns Dank Wasserspülung ja kaum mit Ihnen auseinandersetzen. Ein Knopfdruck und alles ist auf magische Weise verschwunden. Sehr praktisch, sehr bequem. Worin besteht also das Problem?
Zunächst ist es wichtig zu verstehen, dass wir, als Menschen, Teil eines Nährstoffkreislaufes sind. Vereinfacht sieht dass folgendermaßen aus: Eine Pflanze wächst und entzieht der Erde dafür Nährstoffe
- Ein Mensch isst die Pflanze und nimmt die Nährstoffe auf.
- Der Mensch scheidet die Nährstoffe in Form von Urin und Kot wieder aus um sie der Erde zurückzuführen.
- Die Nährstoffe helfen einer neuen Pflanze beim wachsen.
Idealerweise ist dies ein geschlossener Kreislauf, bei dem Nährstoffe wiederverwendet werden können. Nur leider kommen hier unsere Wassertoiletten ins Spiel. Anstatt unsere Ausscheidungen dem Boden zurückzuführen, werden Urin und Kot in die Gewässer geleitet. Der Nährstoffkreislauf wird mit dem Wasserkreislauf vermischt. Das ist aus mehreren Gründen problematisch:
Erstens: Es verbraucht Trinkwasser. Genauer: ca. 41l pro Tag pro Person .
Zweitens: Vor allem Kot kann Krankheitserreger, Bakterien und Würmer enthalten, die in die Gewässer geleitet werden. Fairerweise muss ich hinzufügen, dass in Deutschland das Wasser in Klärwerken wieder aufbereitet wird und so wiederverwendet werden kann. Der Prozess ist aber sehr energie- und kostenaufwändig. Viele Länder können sich diese Technologien nicht leisten.
Drittens: Die Nährstoffe in unseren Ausscheidungen gefährden Seen und Flüsse, da es zu vermehrtem Algenwachstum und Überdüngung kommen kann.
Viertens: Die Nährstoffe die ursprünglich aus der Erde kamen werden nicht zurückgeführt und fehlen dort. Als Ausgleich werden häufig künstliche Dünger verwendet, die nach und nach den Boden unfruchtbar machen. Eine Alternative und gleichzeitig Lösung für alle vier Punkte, ist die Komposttoilette. (Nicht zu verwechseln mit einem Plumsklo.)
In der Komposttoilette werden Ausscheidungen gesammelt, kompostiert, hygienisiert und als Dünger wiederverwendet. Es gibt verschiedene Arten und Systeme. Zum Teil ist der Prozess arbeitsaufwendig und kann lange dauern.
Aber es ist eine Möglichkeit, Fäkalien komplett wiederzuverwenden und der Erde etwas gutes zu tun. Bisher müssen sich Besitzer*innen einer Komposttoilette selbst um Entleerung und Kompostierung kümmern. Dies macht den Aufwand für die Einzelperson deutlich höher, als bei einer herkömmlichen Toilette. Größer gedacht, sind Aufwand und Kosten in einem Klärwerk aber ungleich höher.
Und nicht nur aus Umweltgründen ist die Komposttoilette die bessere Toilette. Auch im Umgang mit dem Tabuthema Fäkalien kann sie helfen. Sich mit den eigenen Ausscheidungen auseinandersetzen und sie als Teil eines natürlichen Kreislaufes zu begreifen, hilft dabei, ein Gesundes Verhältnis zu Urin und Kot zu etablieren.
Was es für einen nachhaltigen Toilettenwandel braucht, ist mehr Bewusstsein dafür, was mit unseren Ausscheidungen geschieht. Mehr Komposttoiletten im öffentlichen Raum könnten dabei helfen.
Dass irgendwann alle Wassertoiletten durch Komposttoiletten ersetzt werden könnten scheint utopisch. Mit einem Bewusstsein für die Probleme könnten aber Kompromisse geschaffen werden. Komposttoiletten in Parks, Wasserspülungen mit benutztem Wasser, statt Trinkwasser, Stoffstromtrenntoiletten…
Möglichkeiten gibt es viele. Was es braucht sind Handlungen.