Meine Freundin Anke, beruflich unterwegs in der Welt, will nur noch weg aus Kuala Lumpur. Auch, weil es dort affenheiß ist und der Lockdown so streng, dass sie seit Monaten nur in der Tiefgarage joggen kann. Aber vor allem, weil Öko, Bio und Mülltrennung dort Fremdwörter sind.
Was wir der Umwelt antun, bleibt oft unsichtbar. Seen können schön blau und schön giftig sein, Methan-Kühe grasen friedlich auf der Weide und die Antarktis ist weit weg.
Beim Müll wird das Ausmaß unserer globalen Fehlentwicklung in fast jedem Land unübersehbar.
Wir Deutschen stehen beim Verpackungsmüll pro Kopf/Jahr im Europavergleich sowieso schon weit oben. Und dann stimmt noch nicht einmal das Image, dass der meiste „gelbe“ Müll eine Wiedergeburt als Pflanzkübel erlebt. Das Problem: Massen an Pepsipullen & Co. werden ans Ende unserer Welt verklappt – nach Malaysia, wo es Anke gerade stinkt. Die vermeintlichen Recyclingfirmen dort lassen nämlich illegal verbrennen. Nicht unser Bier, oder?!
Immerhin, wir trennen! Als Anke in Israel weilte, hörte ich regelmäßig ihre Klagerufe durchs Telefon. „Die schmeißen hier einfach alles in eine Tonne!“ Nach mir die Sintflut. In der paradisischsten Bucht von Malaysia machte Anke das Baden nur bis zu dem Moment Spaß, bis sie erkannte, dass die Vögel in den exotischen Büschen in Wahrheit alles Plastikfetzen waren.
Kommt mir irgendwie bekannt vor… hier in Moabit habe ich auch überall solche lustigen Alditüten-Vögel in den Sträuchern hocken, meist kombiniert mit Zigarettenstummel-Kolonien am Boden.
Dabei ist es doch so einfach bei uns. Plastik zu Plastik, Papier zu Papier, Kartoffelschalen zu… ja, wohin damit, wenn keine Bio-Tonne im Miethaushof steht? Weiter: Glas zu… nee, nee, da muss man genau hinschauen, was man da am klebrigen Flaschenhals wohinein versenkt, denn angeblich verdirbt eine einzige grüne Flasche einen ganzen Weißglas-Container.
Trotzdem, auf hohem Niveau gejammert! Es lässt sich leicht nachlesen, dass der Pizzakarton mit drei fest gesaugten Champignon-Schnipseln schon Restmüll ist, dafür sogar Werkzeuge, Schrauben und CD-Hüllen in den gelben Müll dürfen… (jedenfalls in Berlin, was ein Klempner aus Oranienburg sehr neidisch zur Kenntnis nahm).
Was noch viel wichtiger ist, aber so gar nicht gewürdigt wird: Hierzulande lässt sich Müll vermeiden! An jeder Ecke ein Bioladen, wo die Möhren nicht abgepackt sind. Brot kommt in den mitgebrachten Jute-Sack und Wasser aus dem Hahn. Anke kann das nicht.
Was würde uns helfen? Die Abkehr vom Glauben, dass für unsere Lebens-Mittel (tolles Wort!) Supermärkte in Fußballfeldgröße nötig sind. Dass, weil man so viel Unnötiges will, das Einzelne nicht so viel kosten darf. Und dass überall, wo wir gerade stehen und gehen, der Wille zum Konsum zu erfüllen ist à la „Hab gerade Bock auf ne Bratwurst!“. To-go darf gehen.
Für die Aldi-Vögel habe ich übrigens ein Ritual eingeführt und gehe einmal pro Woche mit einem gelben Sack und Greifer spazieren. Eine halbe Stunde später ist die Straße befreit vom Wohlstandsmüll. Probiert es aus: Es macht froh! Warum? Weil man etwas für die Welt tut. Eine schamanische Freundin, der ich von meinen beglückenden Streifengängen erzählte, zuckte unbeeindruckt mit den Schultern: „Ist doch klar! Wenn du die Erde von Müll befreist, entsorgst du gleich ungeliebte Eigenschaften von dir mit.“
Na dann! Frohes Müllsammeln, Mülltrennen und Müllvermeiden!
Renate von Eiken
Was wir schon immer von der BSR wissen wollten …
Warum darf kein Plastik und auch kein Bioplastik in die Biotonne?
Die meisten Kompostieranlagen können nicht zwischen Bio- und normalem Plastik unterscheiden und sortieren beides aus. Kleine Plastikpartikel können aber nicht immer aussortiert werden und gelangen als Mikroplastik in der Natur.
Wird nicht sowieso alles zusammen gekippt?
Nein. Papier wird von Fremdstoffen befreit und geht in die Altpapierherstellung. Bioabfälle werden zu Biogas als Ersatztreibstoff für Müllfahrzeuge und zu Kompost. Aus Verpackungen werden u. a. Rohre und Balkonkästen gefertigt. Schwarzen Hausmüll verbrennt die BSR – dabei entsteht Heißdampf, der zur Strom- und Wärmegewinnung genutzt wird.
Müssen leere Flaschen und Verpackungen ausgewaschen werden?
Nein. Wichtig ist nur, dass Verpackungen restentleert sind, nicht gestapelt werden und der Deckel abgezogen wird.
Warum Kunststoff trennen, es kann doch nur ein kleiner Teil recycelt werden?
Hersteller nutzen für Verpackungen oft Mischkunststoffe, die nicht oder schwer recycelt werden könnten. Joghurtbecher oder Waschmittelflaschen können recycelt werden.
Dürfen Briefumschläge mit Sichtfenstern in die Papiertonne?
Büroklammern, Tackernadeln und kleine Mengen Kunststoff können im Recyclingprozess abgeschöpft werden. Dreckige Pizzakartons bitte besser in den Hausmüll.
Gehören nur Verpackungen mit grünem Punkt in die Gelbe Tonne?
Nein. In Berlin können alle Gegenstände aus Plastik, Metall und Verbundstoff in die Wertstofftonne – egal ob Verpackung oder nicht. Die Tonne kann orange oder gelb sein.
Muss ich Glasflaschen-Deckel extra entsorgen?
Landet der Deckel z. B. eines Marmeladenglases mal im Altglascontainer, ist das nicht so schlimm. Korken bitte sammeln und auf Recyclinghöfen abgeben.
Dürfen Zitronenschalen in die Biotonne?
Immer her damit, schreibt die BSR. Gerade die sogenannten hochkalorischen und fettigen Abfälle sind gutes „Futter“ für die Bakterien der Biogasanlage. Auf den heimischen Kompost sollte allerdings nicht alles drauf geworfen werden!
Entsorge ich kaputte Vasen im Glascontainer?
Nein. Diese Fenstergläser, Vasen, Spiegel und Porzellan haben einen anderen Schmelzpunkt und können das Recycling stören. Sie sollten unbedingt in der schwarzen Tonne entsorgt werden.
Noch ausführlicher bei der BSR