Foto: Edgar Rodtmann
Klimaneustart Berlin veranstaltet Kundgebungen im Gleisdreieckpark: Für eine sozial-ökologische Bauwende und gegen Bürohochhäuser in der „Urbanen Mitte“
Berlin, 19. August 2024, Am Wochenende des 17. und 18. August 2024 lud die Initiative Klimaneustart Berlin zur Kundgebung „Bauwende statt Bürotürme“ in den Gleisdreieckpark ein. Gemeinsam mit ihrem Bündnis informierte die Initiative über ihre aktuelle Volksinitiative, die eine sozial-ökologische Bauwende in Berlin anstrebt, und protestierte gegen die geplante Bebauung der „Urbanen Mitte“ am Park.
Im Fokus der Kundgebungen stand die Kritik an den Plänen, sieben bis zu 90 Meter hohe Bürohochhäuser direkt am Park zu errichten. Patrick Vater von der Aktionsgemeinschaft Gleisdreieck betonte in seiner Rede: „Das Projekt basiert auf einem städtebaulichen Vertrag von 2005, hat aber noch keine Baugenehmigung. Laut Vertrag sollte dem Investor eine Entschädigung in Höhe von angeblich 150 Millionen Euro zustehen, wenn das vereinbarte Bauvolumen nicht zustande kommt. Im August 2023 hat unser Rechtsanwalt aber nachgewiesen, dass der Vertrag von 2005 null und nichtig ist, weil er gegen das Baugesetzbuch verstößt.“
Gerrit Naber, Sprecher von Klimaneustart Berlin, forderte eine grundlegende Änderung in der Stadtentwicklung: „Wir haben bereits heute über 1,5 Millionen Quadratmeter leerstehende Büroflächen. Wir fordern daher zunächst ein digitales Bestandsregister, um den Leerstand zu dokumentieren und eine Sanktionierung von längerfristigem Leerstand.“ Naber machte deutlich, dass Abriss und Neubau nicht mehr die erste Wahl sein dürfen: „Der Berliner Mieterverein schätzt, dass man bis zu 100.000 Wohnungen aus dem Bestand und bereits versiegelten Flächen realisieren könnte. Neubau muss daher immer die letzte Lösung sein.“
Simay Peters von den Architects4Future Berlin unterstrich die ökologischen Folgen des derzeitigen Bauwahns: „Lange Zeit galt es als der Königsweg, alte Gebäude abzureißen und durch energieeffizientere Neubauten zu ersetzen. Doch wenn wir nicht nur den Betrieb, sondern auch die ‚Grauen‘ Emissionen einbeziehen – jene Emissionen, die durch die Herstellung von Materialien, den Transport und den Bau selbst entstehen – dann zeigt sich ein ganz anderes Bild. Langfristig verursachen Sanierungen in den meisten Fällen weniger Emissionen als Neubauten.“
Auch Katharina Dietze von den Omas4Future sprach sich für die Volksinitiative aus und betonte die Bedeutung von Solidarität und Zusammenarbeit in Krisenzeiten: „Es gibt so viele tolle Initiativen und Bündnisse, die an einer lebenswerten Zukunft arbeiten. Wir müssen uns gegenseitig mehr unterstützen, daher sind wir Omas 4 Future heute auch wieder hier bei der Kundgebung von Klimaneustart dabei.“
Im Zentrum der Kundgebung stand der Kiosk der Solidarität, der entwickelt wurde, um Initiativen eine mobile Infrastruktur für Informations- und Diskussionsveranstaltungen zu bieten. Während der beiden Nachmittage kamen die Aktivistinnen und Aktivisten mit zahlreichen Passanten ins Gespräch. Die Forderungen der Initiative stießen auf überwiegend positive Resonanz. Viele Berlinerinnen und Berliner berichteten von eigenen Erfahrungen mit jahrelangem Leerstand in der Nachbarschaft, während gefühlt nur Hotels und Büros, aber kaum bezahlbare Wohnungen neu gebaut würden.